Heute gibts mal wieder mehr Neuigkeiten:
Kleine Fische und hoher Besuch |
Forschungsschiff "Walther Herwig III" untersucht Nachwuchs von Hering, Kabeljau & Co.
In der Nordsee dürfen in diesem Jahr 30 % mehr Kabeljau, 24 % mehr Makrelen und 11 % mehr Schollen gefangen werden als 2008. Während die deutsche Fischwirtschaft die aktuelle Erhöhung der Fangquoten begrüßt, wird sie von den Fischereiwissenschaftlern des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) in Hamburg mit einiger Skepsis betrachtet. Zwar scheinen sich einige Bestände, zum Beispiel der des Nordseekabeljaus, zu erholen. Ob dies jedoch eine langfristige Trendwende ist oder nur das Ergebnis weniger, starker Nachwuchsjahrgänge, muss wissenschaftlich erst noch geklärt werden.
Zu diesem Zweck verlässt das Fischereiforschungsschiff "Walther Herwig III" am 23. Januar 2009 für gut vier Wochen seinen Heimathafen Bremerhaven. In der zentralen und nördlichen Nordsee soll dem jüngsten Nachwuchs der Nutzfischarten nachgespürt werden. Dr. Gerd Wegner vom vTI-Institut für Seefischerei leitet die Reise.
Neben der "Walther Herwig III" nehmen weitere sechs Forschungsschiffe aus Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Schottland und Schweden an diesem alljährlichen Untersuchungsprogramm des Internationalen Rates für Meeresforschung in der winterlich rauen Nordsee teil.
Die Wissenschaftler auf der "Walther Herwig" hoffen, auf ihrer Reise knapp 80 Hols (Fänge) ausführen und aufarbeiten zu können. Dazu werden alle Fische nach Arten sortiert, gezählt, gemessen und gewogen. Mit dem jeweiligem Geschlecht, Reife- und Gesundheitszustand sowie Alter ergeben sich im Computer "persönliche" Steckbriefe der Einzelfische. Eine Flut von Daten, mit der sich aber recht gut auf die vorhandenen Mengen der Nutzfische sowie auf deren Nachwuchs schließen lässt. Die Zahlen stellen eine wichtige Grundlage für die wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung für künftig problemlos zu entnehmende Fangmengen der einzelnen Arten dar. Diese Empfehlungen wiederum sind die Grundlage für die vom EU-Fischereirat im Herbst festzulegenden Fangquoten.
Neben den Fängen am Tage sind nachts noch Plankton- und Fischbrutfänge geplant. Besonders die Anzahl der wenige Millimeter großen Heringslarven ist von Interesse, da sie Hinweise auf die Größe des jüngsten Jahrganges des Nordseeherings und damit auf künftige Fangaussichten gibt. Ein besonderes Programm gilt der Verteilung der unterschiedlichen Tintenfischarten in der Nordsee, über die bisher nur wenig bekannt ist.
Bei allen Fängen werden routinemäßig Temperaturen, Salzgehalte und Nährstoffe zwischen Meeresoberfläche und Boden gemessen. Nach den in den letzten Jahren angestiegenen Wassertemperaturen ist die Nordsee in diesem Jahr erstmals wieder auf langjährig mittlere Verhältnisse abgekühlt.
Die kurze, bei den rauen Wetterbedingungen dieser Jahreszeit dringend notwendige Verschnaufpause - ein zweitägiger Hafenaufenthalt im schottischen Aberdeen - wird diese Fahrt aus der Reihe der Jungfisch-Reisen herausheben. Der deutsche Botschafter in Großbritannien, Herr Georg Boomgaarden, gibt sich die Ehre, die "Walther Herwig III" zu besuchen. Ihm sowie dem Bürgermeister von Aberdeen, dem deutschen Generalkonsul in Edinburgh und dem Honorarkonsul in Aberdeen wird ein informativer Empfang an Bord bereitet werden.
Quelle: idw-online
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Alge des Jahres 2009: Emiliania huxleyi - ein Algenzwerg, der auf das weltweite Klima wirkt |
Algenforscher der Deutschen Botanischen Gesellschaft wählen Emiliania huxleyi zur Alge des Jahres, um sie als einen Schlüsselorganismus der Erde zu würdigen.
"Wegen ihrer weltweiten Bedeutung wurde Emiliania in das Sequenzierungs-Programm am Joint Genome Institute in Kalifornien aufgenommen, wo ihr Erbgut nun entschlüsselt wird", erklärt Professor Dr. Peter Kroth, Vorsitzender der Sektion Phykologie in der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Mit dem genetischen Bauplan der Alge wollen die Forscher eine Basis schaffen, um den globalen Kohlenstoffkreislauf zu ergründen.
Industrie wartet auf Genom-Entschlüsselung
Außerdem interessiert sie, wie die Algen so komplizierte Strukturen wie die als Coccolithen bezeichneten Kalkplättchen herstellen und an ihrer Oberfläche befestigen. Von diesen Ergebnissen erhoffen sich auch Bio- und Nanotechniker der Industrie Ideen für neue Anwendungen.
Kalktransport schuf Kreidefelsen
Emiliania schwebt in den Licht durchfluteten Schichten aller Weltmeere. Sie zählt zu den mehr als 300 Kalkalgen, die sich mit kalkigen Plättchen umhüllen, welche jeder Art ein unverwechselbares Aussehen verleihen. Für die Bildung der Kalkschale verwendet Emiliania Kohlenstoff, den sie als Hydrogenkarbonat aus dem Wasser aufnimmt und als Kalzit ausfällt. Die Plättchen sind nur im Raster-Elektronen-Mikroskop gut zu erkennen, im einfachen Lichtmikroskop erscheinen sie nur als winzige Pünktchen. Sterben Kalkalgen ab, nehmen sie den nun gebundenen Kohlenstoff mit in die Tiefen der Meere, wo er sich als Sediment ablagert. Solcher Kalk lagert sich seit vielen Jahrmillionen am Meeresboden ab: Die weißen Klippen von Dover in England oder die Kreidefelsen auf der Insel Rügen bezeugen weit zurück liegende Ablagerungen.
Emiliania dominiert manche Algenblüten
Auch wenn Emiliania nur eine winzige Alge ist, spielt sie eine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf der Erde. Ihr bedeutender Part ist darauf zurückzuführen, dass sie sich explosionsartig vermehren kann: Unter bestimmten Bedingungen treten sie in riesigen Massen auf, Massen, die sich über hunderte von Quadratkilometern erstrecken können und dann aus dem Weltraum zu erkennen sind, weil sie das Wasser milchig verfärben. In solchen Algenblüten kommen fast nur Emiliania vor; dann machen sie allein 80 bis 90 Prozent des Phytoplanktons aus.
Biologische Kohlenstoffpumpe
Ihre einflussreiche Rolle rührt daher, dass Emiliania während der Photosynthese große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid bindet und später in die Tiefsee transportiert, was Wissenschaftler als biologische Kohlenstoffpumpe bezeichnen. Gleichzeitig bildet Emiliania Kalziumkarbonat, wobei es zur Ansäuerung des Meerwassers kommt, das dann wiederum vermehrt Kohlendioxid freisetzt (sog. "Karbonat-Gegen-Pumpe"). Beiden Prozesse wirken jeweils unterschiedlich auf die Kapazität der Ozeane, Kohlendioxid aufzunehmen.
Erfolg von Emiliania fasziniert Forscher
Der menschenverursachte Anstieg des Kohlendioxids führt langfristig zu einer Versauerung der Meere. Wie sich dies nun auf die Fähigkeit von Emiliania auswirkt, Kohlenstoff zu binden und in die Tiefsee zu transportieren, und ob dies die Auswirkungen des Klimawandels nun verstärken oder abpuffern wird, untersuchen Algenforscher am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. "Wir haben die offenen Fragen aufgegriffen und erforschen, wie kalzifizierende Algen wie Emiliania mit der Ozeanversauerung zurechtkommen und welche Konsequenzen sich daraus für das marine Ökosystem ergeben", erklärt Dr. Björn Rost, Leiter der Arbeitsgruppe PhytoChange, die die Folgen des Klimawandels auf das Phytoplankton im Meer untersucht. "Emiliania ist dabei besonders faszinierend, weil wir immer wieder staunen und uns fragen, warum diese Alge in einigen Regionen so dominierend ist." |
Quelle: idw-online
weiterführende Infos: dbg-phykologie |